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EIN PAAR GEDANKEN ZU SILVESTER

Seit wann wird das Prinzip von Mitternacht so gekonnt ignoriert am Silvesterabend? Sind das die Früchte, die wir dank antiautoritärer Erziehung ernten? Kommt das von laissez faire? Ganz ehrlich: Laissez lieber mal noch ein paar Stunden faire gehen, bevor du mit dem Geböller anfängst.

 

Unabhängig von der Debatte über Feinstaub, Verletzungen und verängstigten Tieren will ich eine weitere öffnen - über die Bedeutung an sich. Silvester ist der Jahreswechsel. Und auch wenn das meiste im Leben und die Entwicklung des Menschen per se ein Prozess ist: der Wechsel von dem einen in das neue Jahr ist es nicht. Das ist nur der Sekundenzeiger, der eine Position weiterrutscht. Es will mir also einfach NICHT in den Kopf gehen, wieso das Geböller schon Tage vorher anfängt.

 

Ja, die Euphorie. Endlich wieder Knaller kaufen und zünden. Manchmal denke ich, diesen Prozess in der eben erwähnten Entwicklung des Homo sapiens haben nicht alle mitgemacht. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. 

 

Die Euphorie flacht gen Mitternacht aber nicht ab. Ganz im Gegenteil, sie nimmt stündlich zu, Nicht nur gefühlt, sondern auch auditiv belegbar. Es ist jetzt 21.30 an Silvester, bis zum eigentlichen großen Knall vergehen noch zweieinhalb Stunden. Und dennoch hört es seit über einer Stunde nicht mehr auf zu knallen da draußen. 

 

Es klingt so, wie ich mir Krieg vorstelle und alleine das ist wirklich überhaupt nicht schön. Ich persönlich verstehe auch den Mehrwert von reinem Geböller nicht. Da gibt es doch NICHTS, an dem man sich erfreuen kann. Es knallt einmal ohrenbetäubend laut auf - und dann ist nur noch Rauch. Was also ist so geil dran? Erinnert mich eher an die traurigen sexuellen Begebenheiten in meinem Leben als an etwas, mit dem ich ein neues Jahr willkommen heißen möchte. Vielleicht ist ein ordentlicher Haufen Böller auch der Schwanzvergleich des kleinen Mannes?

 

Nina! Sie wird doch jetzt kein Bashing betreiben. Nein, sicher nicht, aber bei dem Lärm kann ich nicht denken. Also zurück zum Thema: Silvester ist die Mitternacht verloren gegangen. Bis der große Zeiger den Jahreswechsel überhaupt anzeigt, ist alles schon in Nebenschwaden untergegangen. Und jeder hat sein Pulver verschossen. 

 

Ich mein, stell dir mal vor, du bist das neue Jahr. Und denkst dir: Wahnsinn, die warten alle seit 365 Tagen auf mich, die haben richtig Bock und ich halt auch auf die. Und dann kommst du durch die Tür und keiner kriegt es mit. Ich kann es nicht anders sagen: Wir haben der neue Jahr zu einem ehemaligen Mitglied einer ehemals erfolgreichen Castingband degradiert, das sich jetzt über jeden Cameo-Auftritt bei taff freut. Wenn wir so weiter machen, sehen wir es bald im Dschungel sitzen und Känguruhhoden schlucken. 

 

Können wir nicht endlich wieder zurückfinden zu einem Silvester, wie es früher mal war? Vielleicht auch nur in meiner Erinnerung, vielleicht auch völlig verzerrt von der Realität. Aber so wie ich mich erinnere, hat man damals gewartet. Und gespannt erwartet. Einen Countdown runtergezählt. Und ist dann Schlag Mitternacht dem neuen Jahr in die Arme gefallen. Hat es mit einem BIG BANG begrüßt. 

 

So wie es jetzt ist, ist es nur ein Abend, wie jeder andere. Mit Idioten wie an jedem anderen Abend, nur dass sie dieses Mal Böller dabei haben. Und ganz ehrlich: Wenn man nicht mal das Böllern richtig hinbekommt, dann kann man es auch gleich ganz bleiben lassen. 

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